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Keine Abschiebung traumatisierter Kinder – Dzemail muss bleiben!

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SUZANA und AHMET BASIC

Unsere Lebensgeschichte

1984 wurde ich als erstes Kind meiner Eltern Dragan und Behara Demirovic in Vranje, Serbien, geboren. Meine Eltern sind Roma.

Mein Vater war freier Musiker. Er verdiente sein Geld mit Auftritten auf verschiedenen Veranstaltungen. Meine Mutter war Hausfrau.
Nach mir bekamen meine Eltern noch drei Töchter und einen Sohn.
Wir lebten in Vranje zwar einfach und bescheiden, aber wir hatten unser Auskommen – auch wenn wir als Roma wenig Respekt und Akzeptanz in der Gesellschaft fanden. Meine Eltern haben mich aus diesen Gründen nie
in eine Schule in Serbien geschickt.

Als 1991 in Slowenien Krieg ausbrach und mein Vater wie viele andere Roma auch zuerst zum Militär eingezogen werden sollte, flohen meine Eltern mit uns fünf Kindern nach Deutschland.
In Düsseldorf meldeten wir uns der Ausländerbehörde, die uns nach Essen–Borbeck verwies. So kam ich zum ersten Mal nach Essen.
In Borbeck wohnten wir in einem Heim für Flüchtlinge.
Mein Vater stellte hier einen Antrag auf Asyl.

Ich besuchte vom 7. bis zum 9. Lebensjahr die Grundschule in Borbeck.
Aus dieser Zeit stammen meine Deutschkenntnisse.
Während meiner Schulzeit erkrankte meine jüngste Schwester ernsthaft. Sie lag über drei Monate in einem Essener Krankenhaus, doch man konnte ihr nicht helfen. Meinen Eltern sagten die Ärzte, dass sie mit dem Tod meiner Schwester rechnen müssten.
Mein Vater wollte sein Kind in der Heimat sterben lassen, darum kehrten wir freiwillig zurück nach Serbien, wo sich die politischen Wirren inzwischen etwas beruhigt haben sollten. So dachten wir zumindest.
Meine Schwester wurde in Serbien wie durch ein Wunder wieder gesund.

Bis zum Jahr 2000 lebte ich mit meinen Eltern und Geschwistern in Vranje. Unsere Lebensbedingungen verschlechterten sich jedoch währenddessen durch die zunehmende Diskriminierung durch andere gesellschaftliche Gruppen. Die Feindseligkeiten gegenüber den Roma steigerten sich deutlich.

Im Jahr 2000 lernte ich meinen Mann Ahmet kennen.

Ahmet wurde am 06.05.1983 in Gnjilane, Kosovo, als uneheliches Kind seines Vaters Dzemail Basic geboren.
Seiner leiblichen Mutter Jadranka Ibrahimovic ist er erst vor wenigen Jahren hier in Deutschland zum ersten Mal begegnet. Sie lebt in Köln.
Auch Ahmets Eltern sind Roma.

Als Ahmet dreieinhalb Jahre alt war, verschwand sein Vater.
Ahmet hat ihn nie wieder gesehen. Seine Großmutter kümmerte sich um das Kind und zog den Jungen auf. Sie lebten im Haus von Ahmets Onkel, der eine kleine Schlachterei und einen Getränkeausschank betrieb.

Als Ahmet älter wurde, musste er in der Schlachterei, im Haus und auf dem Hof mitarbeiten. Eine Schule konnte er deswegen nie besuchen.

Bis zu seinem 15 Lebensjahr lebten die Roma friedlich neben albanischen Nachbarn in Gnjilane, auch wenn die Spannungen und die Gewaltbereit=
schaft von Seiten der albanischen Bevölkerung im Kosovo zunahmen.
1999 kam es zum ersten Mal zu rassistischen Ausschreitungen. Ahmet, sein Onkel und seine Großmutter wurden von Kosovoalbanern überfallen und misshandelt.

Im August 2000 heirateten Ahmet und ich. Wir lebten kurze Zeit zusammen im Haus seines Onkels in Gnjilane, Kosovo. Doch wir fühlten uns im Kosovo nicht sicher, darum machten wir uns noch im selben Jahr auf nach Deutschland.

So kam ich zum zweiten Mal nach Essen. Diesmal wohnten wir in Essen- Schonnebeck in einem Flüchtlingsheim. Wir stellten einen Antrag auf Asyl.

Unser Sohn Dzemail wurde am 22.06.2001 in Essen geboren. Nur wenige Monate nach seiner Geburt kehrten wir zurück nach Gnjilane, ohne das Ergebnis unseres Asylantrags abzuwarten, denn die Großmutter meines Mannes lag im Sterben.

2004 wurden wir und Ahmets Onkel mit seiner Familie mit Gewalt aus dem Haus des Onkels vertrieben.

Unsere Kinder Nasida (*26.06.2004 ) und Justin (*27.06.2008) wurden beide in Serbien geboren, weil ich im Kosovo zur Entbindung nicht in ein Krankenhaus gehen konnte. Auch unserer damals zweijährigen Tochter, die an einem hohem Fieber erkrankt war, wurde im Kosovo nicht ausreichend medizinisch geholfen. In der Folge hat Nasida ein Teil ihrer Sehkraft eingebüßt. Sie hat heute nur noch eine Sehstärke von 30%.
Mein Mann und ich lebten zwar im Kosovo, zur Geburt kehrte ich jedoch jeweils zu meinen Eltern, die in Bujanovac in Serbien wohnten, zurück. Geburtsort der Kinder ist Vranje.

In den Jahren 2009-2011 kam es im Kosovo wiederholt zu gewalttätigen Übergriffen von dort lebenden Albanern auf meinen Mann und mich.
Ahmet wurde mehrfach misshandelt und blutig geschlagen, was die kosovarische Polizei mit einem Schulterzucken hinnahm. 2009 wurde ich
in Abwesenheit meines Mannes von mehreren albanischen Männern
überfallen und geschlagen. Mein damals achtjähriger Sohn Dzemail war Zeuge des Vorfalls. Seitdem leiden Dzemail und ich unter einem Trauma.

Wir entschlossen uns daher in Schweden, wo der Onkel meines Mannes inzwischen lebte, um Asyl zu bitten. Das war im Jahr 2010. Unser Antrag wurde jedoch abgelehnt. Wir blieben etwa 1,5 Jahre in Örebro, Schweden, danach kehrten wir zurück nach Bujanovac. Unsere Lebenssituation war weiterhin hoffnungslos, weil wir in allen Lebensbereichen sowohl in Serbien als auch im Kosovo ausgegrenzt wurden.

2014 suchten wir mit unseren drei Kindern Hilfe in Deutschland.
So kam ich zum dritten Mal nach Essen. Zuerst wohnten wir in einem Flüchtlingsheim in Kupferdreh, dann konnten wir eine eigene Wohnung auf der Kupferdreher Straße beziehen. 2015 wurde unser Sohn Aldin in Essen geboren.

Unser Asylantrag wurde abgelehnt, ebenso die Asylanträge meiner Söhne Aldin und Dzemail.

Unsere Kinder haben hier in Deutschland zum ersten Mal eine Schule besucht. In Serbien und im Kosovo hatten mein Mann und ich zu große Sorge, dass sie Ziel rassistischer Feindseligkeiten werden könnten.
Müssen wir nach Serbien zurückkehren, bedeutet dies für unsere Kinder
nicht nur in allen wichtigen Bereichen des täglichen Lebens Anfeindungen ausgesetzt zu sein, sondern auch zurück in eine ökonomisch und menschenrechtlich ausweglose Situation zurückzukehren.
Bildung wird ihnen verwehrt bleiben, auch die Perspektive, überhaupt einen Beruf zu erlernen, wird ihnen genommen und damit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Essen ist im Laufe der Zeit eine zweite Heimat für mich geworden.
Unsere Kinder sind glücklich hier, sie fühlen sich in Essen zu Hause. Sie sprechen Deutsch und haben deutsche Freunde, sie sind integriert.

Bitte unterstützt die Familie und unterschreibt die Petition und leitet sie weiter.

 

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