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Kundgebung und Ausstellungseröffnung In Frankfurt a.M. anlässlich des Roma Genocide Remembrance Day

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Kundgebung und Ausstellungseröffnung In Frankfurt a.M. anlässlich des Roma Genocide Remembrance Day

Am 2. August 1944 wurden 2.897 Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau hingerichtet, darunter vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen. Kurz zuvor wurden von den SS-Ärzten 3000 Roma als „arbeitsfähig“ ausgesondert und in andere Konzentrationslager gebracht. 17 Monate bestand das “Zigeunerlager” in Auschwitz-Birkenau. Im Februar 1943 erreichten die ersten Transporte mit Deportierten Auschwitz. Hauptsächlich Sinti und Roma aus Deutschland, Österreich und Polen wurden in das Lager gebracht. Aber auch Roma aus den besetzten Gebieten in den Niederlanden, der Tschechoslowakei, Jugoslawien/Kroatien, Belgien, der USSR, Litauen, Ungarn, Norwegen und Spanien wurden nach Auschwitz deportiert. 20.946 Sinti und Roma sind in den Hauptbüchern in Auschwitz registriert worden. Jedoch ist die Zahl der Opfer höher. Von den etwa 23.000 nach Auschwitz deportierten? Sinti und Roma sind über 20.000 gestorben oder wurden in den Gaskammern getötet.

Am 2. August erinnern heute international Roma-Organisationen an die Ermordung von Roma während des Nationalsozialismus.

!cid_2b93ad24-fc35-4d29-a4a1-ac6fb0c89bf2Anlässlich des Roma Remembrance Day lud der Förderverein Roma zu einer Kundgebung an der Gedenktafel am ehemaligen Stadtgesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main ein, an der etwa 50 Personen teilnahmen. Die Bronzetafel zum Gedenken an die mehreren hunderttausend im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma wurde aus privaten Mitteln finanziert und konnte nur durch massive  Öffentlichkeitsarbeit verschiedener Roma-Organisationen und der jüdischen Gemeinde im Jahr 2000 angebracht werden. Über zehn Jahre hatten Parteien, Gremien und das Institut für Stadtgeschichte die Tafel verhindert – unter anderem mit der Begründung, dass die Persönlichkeitsrechte der Täter*innen Robert Ritter und Eva Justin, die auf der Gedenktafel genannt werden, gewahrt werden müssten. Robert Ritter leitete während der NS-Zeit die „Rassehygienische Forschungsstelle“, deren Gutachten die Grundlage für Zwangsmaßnahmen gegen Roma bis hin zur Deportation nach Auschwitz bildeten, Eva Justin war seine Stellvertreterin. Für ihre Verbrechen wurden sie nie zur Rechenschaft gezogen. Sie waren ab 1947 in leitenden Funktionen im Stadtgesundheitsamt der Stadt Frankfurt a.M. angestellt.

Im Anschluss an die Kundgebung fand im ehemaligen Polizei- und Abschiebegefängnis Klapperfeld die Eröffnung der Ausstellungen „Zur Situation abgeschobener Rom*nja  in Westbalkanstaaten“ des Roma Antidiscrimination Networks und „Inside Abschiebelager“ des bayrischen Flüchtlingsrates statt. Die Ausstellungen werden von der Initiative »Faites votre Jeu!« in Kooperation mit dem Förderverein Roma e.V. im Rahmen der dezentralen Aktionstage für die antirassistische Demo »We‘ll Come United« gezeigt, die am 16.9. in Berlin stattfindet.

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Knapp 60 Besucher*innen waren der Einladung gefolgt und wohnten den Berichten der zur Eröffnung eingeladenen Aktivist*innen bei.

Die Vertreterinnen des bayrischen Flüchtlingsrates, Katrin Reckerseder und Mia Pulkkinen, berichteten über die Situation in den sogenannten „Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen“ in Bamberg und Ingolstadt. Hier werden Asylbewerber*innen aus sogenannten sicheren Herkunftsländern mit „schlechter Bleibeperspektive“ (also einer Anerkennungsquote unter 50%) untergebracht. Menschenunwürdige Bedingungen  – mangelnde medizinische Versorgung, kaum Zugang zu Sozial- und Rechtsberatung, Schikanen wie unangekündigte Zimmerdurchsuchungen, minderwertiges Essen u.v.m. – vermitteln den Geflüchteten, dass sie nicht erwünscht sind und keine Chance haben. Die Asylanträge sollen in Schnellverfahren bearbeitet  und die Bewohner*innen dazu gebracht werden, ihrer „freiwilligen“ Ausreise zuzustimmen.

Kenan Emini vom Roma Antidiscrimination Network berichtete über die Hintergründe der Ausstellung „Zur Situation abgeschobener Rom*nja  in Westbalkanstaaten“. Die zugrundeliegenden und wiederholt durchgeführten Recherchereisen in die Länder Serbien, Mazedonien und Kosovo zeigen, dass sich die Lebensbedingungen der abgeschobenen Roma eher verschlechtern als verbessern. Auffallend ist die dortige vermehrte Präsenz von deutschsprachigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen – ein Resultat deutscher Abschiebepraxis, die auch vor in Deutschland geborenen und/oder aufgewachsenen Personen keinen Halt macht. Die schon Jahre andauernden Kämpfe von in Deutschland lebenden Roma aus den ehemaligen jugoslawischen Ländern erzielen aufgrund von Desinteresse seitens der Medien und der Mehrheitsbevölkerung höchstens kleine Erfolge für einzelne Personen oder Familien. Trotz stetiger Sensibilisierungsversuche für die sich über Generationen hinziehenden Repressionen gegenüber Roma, für ihre Verfolgung und Vertreibung, einschließlich der Ermordungen während der NS-Zeit und der Vertreibung und Enteignung in Folge der Jugoslawienkriege, sei das Interesse der Politik und die Solidarität unter Mehrheitsdeutschen sehr gering. Emini appellierte daher an diese, ihre mit sicherem Aufenthaltstitel und deutscher Staatsangehörigkeit verbundenen Möglichkeiten zu nutzen, um auf politische Entscheidungsträger*innen einzuwirken.

Im Anschluss an die Ausführungen der Aktivist*innen wurden noch einige Fragen beantwortet, dann verschafften sich die Besucher*innen im Rahmen der Ausstellungen eigene Eindrücke durch das zur Verfügung gestellte Bild- und Videomaterial.

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Öffnungszeiten der Ausstellungen

Samstag, 5. August 2017 (im Rahmen des Klapperfeld-Sommerfestes): 15:00 – 21:00 Uhr
sowie an den Samstagen 12. August, 19. August, 26. August, 2. September und 9. September: jeweils 15:00 – 18:00 Uhr

 

 

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