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Rettet das Mahnmal! Kundgebung am 2. August 2024 in Berlin

Rettet das Mahnmal! Kundgebung am 2. August 2024 in Berlin

Zum 2. August, dem Europäischen Roma-Holocaust-Gedenktag, hatten das Roma Center/ RAN, RomaniPhen, der Bundes Roma Verband und das Rroma Informations Centrum zur gemeinsamen Kundgebung nach Berlin aufgerufen. Das Motto war und bleibt: Rettet das Mahnmal!

Die Bahn möchte eine S-Bahn-Strecke bauen, die unter dem Mahnmal für die im NS ermordeten Sinti und Roma Europas entlangführt. Dafür sollen große Teile des Denkmals zerstört werden. Der größte Teil der Bäume, die das Mahnmal von allen Seiten umschließen und wesentlich zur Atmosphäre des Ortes beitragen, soll gefällt werden. Eine Wiederaufforstung wird nicht mehr möglich sein, da der Schacht für die S-Bahn sich relativ nahe an der Oberfläche befinden wird und das Erdreich nicht mehr tief genug sein wird, damit Bäume hier wurzeln können. Darüber hinaus soll ein Teil der Glastafeln betroffen sein, ebenso die Wiese und die Steine rund um das Wasserbecken. Auf den Steinen stehen die Namen von Konzentrations- und Vernichtungslagern, in denen Roma ermordet worden sind. Darüber hinaus gibt es weitere gravierende Beeinträchtigungen während der Bauzeit und irreversible Schäden nach dem Bau.

In den Redebeiträgen sprachen die Redner:innen von RomaniPhen, Rroma Informations Centrum und Roma Center/ RAN über die drohende Zerstörung des Mahnmals und den ignoranten Umgang der Bahn und der Politik mit den Selbstorganisationen. Wir hatten vor gut vier Jahren aus der Zeitung erfahren, dass das Mahnmal dem Bau einer Bahn-Strecke weichen soll.

Zu den Gesprächen mit Politik, Verwaltung und Bahn über das Mahnmal wurden nur Einzelpersonen eingeladen, die nicht für die 1,2 Millionen Roma in Deutschland oder gar die 30 Millionen Roma in Europa sprechen können. Mit diesen Individuen rechtfertigen sich Politik und Verwaltung, um so zu tun, als habe sie die Selbstorganisationen involviert.

Dass es gerade die Deutsche Bahn ist, Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn, die das Mahnmal zerstören will, ist dabei besonders skandalös, da die Reichsbahn in großem Ausmaß vom Krieg und vom Holocaust profitiert hat. Sie hat Truppen und Material verlegt, Zwangsarbeiter ausgebeutet und nach Deutschland transportiert, ohne die Wirtschaft und Krieg nicht hätten aufrecht erhalten werden können. Die Reichsbahn hat Millionen damit verdient, Menschen in die Arbeits- und Todeslager zu transportieren. Die Kosten dafür mussten die Opfer des Holocaust selbst tragen, indem die SS dafür ihren beschlagnahmten Besitz verwendet hat.

RomaniPhen moderierte die Kundgebung und sprach in ihren Redebeiträgen über die aktuellen Entwicklungen und die drohenden Zerstörungen des Mahnmals sowie über die historischen Verbrechen der Reichsbahn und deren „Aufarbeitung“ durch die Deutsche Bahn dazu.

Im Redebeitrag des Roma Centers/ RAN ging es noch um einen weiteren Skandal: Er erinnerte an die Räumung von Roma-Familien, die 2016 am Mahnmal eine Pressekonferenz halten wollten, um die Öffentlichkeit über die ihnen drohende Abschiebung zu informieren und ein Bleiberecht zu fordern. Diese Menschen, Nachkommen von Opfern des Holocaust und von Partisaninnen, wurden damals nachts gewaltsam von der Polizei geräumt. Uns wurde damals vorgeworfen, diesen heiligen Ort zu entweihen. Heute ist das Mahnmal für jene, die uns das vorwarfen, nur noch ein profaner Ort und sie zeigen sich kompromissbereit. Wenn es nach ihnen geht, kann das Mahnmal weg.

Neben den Redebeiträgen aus der Roma-Community sprach auch Fanny Michaela Reisin, ehemalige Präsidentin der Liga für Menschenrechte. Sie sprach als Vertreterin der jüdischen Community über die gemeinsam erlebte Verfolgungs-Geschichte und klagte den geschichtsvergessenen Umgang mit der Roma-Community in Deutschland an.

May Zeidani Yufanyi von den neuen deutschen organisationen sagte: „Als Jüdin und Palästinenserin weiß ich, wie fatal es ist, wenn extremistische Anfänge nicht bekämpft werden. Wenn wir tolerieren, dass unsere Geschwister nach 30 Jahren Leben in Deutschland abgeschoben werden, wenn wir tolerieren, dass ganze Häuser unter Verdacht gestellt werden, dass Demonstrant*innen zusammengeschlagen werden, dass Menschen, die Opfer eines rassistischen Angriffs sind, wie in Hanau, als mutmaßliche Täter befragt werden, anstatt als Betroffene behandelt zu werden… wir stehen heute hier in Solidarität mit den Roma- und Sinti-Communities, aber vor allem stehen wir hier, weil wir wissen, dass es uns genauso betrifft wie sie, dass wir die nächsten sein werden, wenn wir weiterhin nur tolerieren.“

Die Kundgebung endete mit dem Aufruf zu unserer großen Demonstration zum Erhalt des Mahnmals, die wir gemeinsam am 28. September 2024 in Berlin organisieren. Hierzu folgen bald weitere Informationen.

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Der 2. August ist der Europäische Roma-Holocaust-Gedenktag. Er geht zurück auf die Ermordung aller bis dahin im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau noch überlebenden Roma und Sinti. Dieser Massenmord an 4300 Menschen fand in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 statt.

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