Trauer um Sefedin Jonuz
Am 9. März 2023 verstarb Sefedin Jonuz im Kreise seiner Familie in Köln. Wir verlieren mit ihm einen
warmherzigen Freund und engagierten Mitstreiter, der uns über Jahrzehnte begleitet und inspiriert hat. Sefedin Jonuz wurde am 2. Februar 1935 im mazedonischen Skopje in Jugoslawien geboren. Der
Überfall der Wehrmacht auf Jugoslawien im Jahr 1941 und die Besatzung Mazedoniens durch die bulgarischen Verbündeten hinterließen auch in seiner Familie tiefe Spuren: Vater und Onkel wurden zur Zwangsarbeit verschleppt, viele Angehörige wurden Opfer der deutschen Besatzung.
Nach dem Krieg absolvierte Sefedin Jonuz Ausbildungen zum Schmied und zum Schlosser. Seit 1954 engagierte er sich für die Gleichberechtigung von Roma und Romnja. Aufgrund seines politischen Engagements musste er 1964 in die Bundesrepublik fliehen, vier Jahre später folgten ihm Ehefrau und zwei Töchter. Neben seiner Berufstätigkeit als Schlosser und später als selbstständiger Gastronom nahm er sein politisches Engagement wieder auf.
Sefedin Jonuz hat seit 1988 den Kölner Rom e.V., einen Verein zur Verständigung von Rom und Nicht-Rom, mit aufgebaut und sich in vielfältiger Weise für ein Bleiberecht von Roma eingesetzt. Er hat zahlreiche Demonstrationen und Protestaktionen mit organisiert, an Veranstaltungen und auf Tagungen als Referent mitgewirkt, die Zeitschrift Jekh Chip mitbetreut sowie Sozialberatungen durchgeführt. Von großer Bedeutung war sein
Engagement für die Aufarbeitung der Verfolgung der Roma und Romnja im faschistisch besetzten Jugoslawien. So sammelte er für die erste deutschsprachige Publikation zu diesem Thema zahlreiche Zeugenaussagen von Überlebenden. Ein besonderes Anliegen war ihm die Verbesserung der Bildungssituation von Roma und
Romnja, wofür er unter anderem Alphabetisierungskurse anbot. In diesem Feld blieb er weiter aktiv, als sich die Wege des Rom e.V. und die von Sefedin Jonuz trennten. Er arbeitete an einem Wörterbuch Romanes-Deutsch sowie an einem zweisprachigen Schulbuch und verfasste Gedichte und Kurzgeschichten auf Romanes.
Sefedin Jonuz war nicht nur bundesweit, sondern auch international sehr gut vernetzt und pflegte einen intensiven Austausch mit politisch und sprachwissenschaftlich engagierten Roma aus vielen Ländern. Bis zu seinem Tod war er in einer muslimischen Gemeinde aktiv und half dort sowie privat allen, die ihn um Rat fragten.
Sefedin Jonuz hat uns mit seiner Energie, seiner Neugier und seiner Willenskraft stets begeistert. Er war ein Vorreiter im Kampf gegen Rassismus und hat mit seinem jahrzehntelangen Engagement für eine gleichberechtigte Teilhabe von Roma und Romnja vieles und viele bewegt. Wir werden ihn sehr vermissen.
Köln, den 13. März 2023
Dr. Karola Fings, Prof. Dr. Elizabeta Jonuz, Fatima Hartmann-Michollek, Dr. Cordula Lissner