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230 tschechischen Roma steht Räumung bevor. Gruppe gegen Antiromaismus ruft zur Unterstützung auf

 

2018-05-31 18_29_51-Kein Platz für Roma on Vimeo

230 tschechischen Roma steht Räumung bevor. Gruppe gegen Antiromaismus ruft zur Unterstützung auf

Zwei Unterkünfte von Romafamilien in Usti nad Labem, es betrifft 230 Menschen, sollen geräumt werden, ohne dass den Familien eine neue Unterkunft gestellt wird. Wir wissen, dass diese Familien zum Teil im Zuge der Gentrifizierungsprozesse u.a. in Prag vor ein paar Jahren ihre billigen Wohnungen verloren haben und nach Usti nad Labem umziehen mussten, weil das Sozialamt die sanierten teuren Wohnungen nicht mehr zahlen wollte. Die Wohn- und Lebenssituation ist für die Familien in Usti bisher nicht gut gewesen (teilweise kein Strom, keine Heizung oder fließendes Wasser). Die Unterkünfte werden von großen Immobilienfirmen genutzt, um durch die Sozialtransfers teuere Miete zu erhalten, obwohl die Häuser teilweise eigentlich nicht bewohnbar sind. Dies ist bereits seit vielen Jahren so und bereits mehrfach kam es in den vergangenen Jahren zu Räumungen bei Einsturzgefahr, ohne dass den Familien Ersatzwohnungen zur Verfügung gestellt werden sollten.

Kein Platz für Roma from Sebastian on Vimeo.

Erst im Februar diesen Jahres wurden mehrere Kinder bei einem großen Brand verletzt, weil bei Minusgraden keine andere Möglichkeit war, die Räume zu beheizen, als durch offenes Feuer. Die tschechische Regierung tut nichts, um Roma vor Rassismus und sozialer Exklusion zu schützen,

mit der Folge, dass die Familien extrem verarmt sind, keine Aussichten auf Jobs oder wenigstens gesundheitliche Versorgung haben. Bereits in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu massiven Ausschreitungen. Organisierte Nazis und die Mehrheitsbevölkerung griffen die Unterkünfte

von Roma an.

Eine neuerliche Verschärfung der Gesetzeslage in Tschechien (siehe Aufruf) wird die Situation weiter verschärfen und soll die Familien von Sozialleistungen ausschließen. Wenn Ihr/ Sie den Unterstützungsaufruf verteilt und wir gemeinsam versuchen, mindestens über die deutsche Presse Druck auf die örtliche Kommune auszuüben, könnte das helfen. Außerdem bitten unsere tschechischen Kolleg*innen, am 02.06.2018 nach Usti zu kommen, und gemeinsam zu diskutieren, wie wir unterstützen können.

Solidarische Grüße aus Dresden

Gruppe gegen Antiromaismus

Die Gruppe gegen Antiromaismus aus Dresden hat einen Aufruf der tschechischen Roma-Selbstorganisation Konexe geteilt:

Dringender Aufruf von Konexe

Wir befinden uns in der bislang schlimmsten Krise. 230 Roma in Ústí sollen geräumt werden, und es kommt wahrscheinlich zu weiteren Räumungen.

Ein neues Gesetz in der tschechischen Republik räumt Gemeinden die Möglichkeit ein, Häuser oder ggf. ganze Straßen zu Orten mit „sozial unerwünschten Phänomenen“ zu erklären. Die Gemeinden können für diese Orte das Wohngeld reduzieren oder streichen. In Ústí nad Labem wurden 22 Gelände zu sozialen Brennpunkten/ Ghettos erklärt, und das Wohngeld wurde vor ein paar Monaten gemindert( jetzt bezeichnen sie die gesamte Stadt als Ghetto).

Letzten Freitag hat die größte Immobilienfirma in Tschechien (CPI) angekündigt, zwei ihrer Apartment-Hotels in Ústí zu schließen. Das eine ist in der Klíšská-Straße (in der Nähe unserer Demo am 1. Mai 2014), das andere ist in der Purkyňova-Straße und wird Modrá (Blau) genannt. In diesen Gebäuden leben 230 Menschen. Meiner Schätzung nach sind 160 von ihnen Kinder oder Jugendliche. Der Stichtag, bis zu dem sie das Gebäude verlassen haben müssen, ist der 30. Juni.

Die Gemeinde weigert sich, ihnen jenseits von „Beratung“ zu helfen. Aufgrund ethnischer Diskriminierung ist es Roma nicht möglich, Wohnungen auf dem freien Markt zu finden. Ich habe das Wochenende dort mit den Leuten verbracht. Wir werden jetzt die Familien unterstützen und medialen Druck auf die Gemeinde ausüben, damit sie den Familien hilft.

Den Kindertag werden wir am Samstag, den 2. Juni, an beiden Orten feiern. Ihr seid herzlich Willkommen, daran teilzunehmen.

Vielleicht werden auch die deutschen Medien über den Fall berichten. Das wäre für uns sehr hilfreich. Die Situation wird zunehmend eskalieren – je näher der Stichtag rückt.

Siehe auch:

Bericht über die Straßen, für die es kein Wohngeld mehr gibt

Gesetzliche Hintergründe

Miroslav Broz, Konexe

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