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Eröffnung des „Runden Tisches – SiRo 3.0“ im Neuen Rathaus Hannover

Am 19. August 2025 wurde im Neuen Rathaus Hannover ein historischer Meilenstein gesetzt: Die feierliche Eröffnung des „Runden Tisches – SiRo 3.0“. Erstmals in der Bundesrepublik sind auf Landesebene die politischen Selbstvertretungen von Sinti und Roma institutionell in ein gemeinsames Gremium eingebunden – gleichberechtigt mit Politik, Wissenschaft und Verwaltung. Ziel ist es, strukturelle Diskriminierung zu analysieren, zu benennen und wirksam zu überwinden.

Die Organisation und Koordination des neuen Gremiums und der Eröffnungsveranstaltung erfolgte durch die beiden hauptamtlichen Kompetenzstellen der Communities in Niedersachsen – den Niedersächsischen Verband deutscher Sinti e.V. und das Roma Center e.V. Sie bringen ihre langjährige Expertise in der inhaltlichen Steuerung, Moderation und kultur- wie situationssensiblen Prozessgestaltung in die aktive Arbeit des Gremiums ein. Dabei bemühten sich die beiden Vorsitzenden der Interessenvertretungen, der Präsident des Nds. Verbandes deutscher Sinti e.V., Mario Franz, und der Vorsitzende des Roma Center e.V., Kenan Emini, v.a. auch Perspektiven der neuen und dritten Generation nach dem Völkermord Raum zu geben.

Mehr als 80 Institutionen aus Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Community-Arbeit nahmen an der Eröffnung teil. Damit wurde ein Raum geschaffen, in dem Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen und diskriminierungskritische Prozesse auf Augenhöhe gestalten können.

Ein breites Spektrum an Beiträgen hochrangiger Vertreter:innen aus kommunaler, bundesweiter und internationaler Perspektive reflektierte hierbei die gesellschaftspolitische Bedeutung des „Runden Tisches“ und seine Verankerung in verschiedenen Handlungsfeldern. Neben Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay, der parlamentarischen Geschäftsführerin des Bündnis 90/Die Grünen, Filiz Polat und der Kultusministerin Julia Willi Hamburg sprachen u. a. Kenan Emini (Vorsitzender des Roma Center e.V. und 2. Vorsitzender des Bundes Roma Verbandes sowie Mitinitiator von „SiRo“), Mario Franz (Präsident des Nds. Verbandes deutscher Sinti e.V., Mitinitiator von „SiRo“), Dr. Isidora Randjelović (Vertreterin RomaniPhen e.V. und des Bundes Roma Verbandes), Prof. Dr. Eve Rosenhaft (Universität Liverpool), Dr. Elke Gryglewski (Direktorin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) und Dr. Jens Binner (Direktor des ZeitZentrum Zivilcourage). Auch andere wichtige Vertreter:innen aus dem Kultusministerium, den Stadtverwaltungen und zivilgesellschaftlichen Trägern waren bei der feierlichen Eröffnung anwesend und unterstützten das Vorhaben.

Besondere Beachtung fand die Podiumsdiskussion mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Sie machte deutlich, dass ihr die Zusammenarbeit mit dem „Runden Tisch“ ein echtes Herzensanliegen sei – gerade im Bereich Bildung. Erste Maßnahmen zur Umsetzung einer diskriminierungskritischen Bildungspolitik befänden sich bereits in Arbeit. Zugleich betonte sie, wie wichtig Vertrauen zwischen den Communities und staatlichen Institutionen für eine gemeinsame Zusammenarbeit auf Augenhöhe sei.

In den Präsentationen des Roma Center e.V. und des Niedersächsischen Verbandes deutscher Sinti e.V. wurde die Vielfalt und Eigenständigkeit der Communities sichtbar – ebenso wie die 40-jährige Geschichte ihrer Bürgerrechtsarbeit, die jahrzehntelangen und anhaltenden Kämpfe der migrantischen Roma-Community für ihre Rechte und die Rolle des Verbandes als politische Interessenvertretung seit Ende des Krieges

Einen besonderen Akzent setzte der Vortrag von Ricardo Tietz, selbst Sinto aus Hannover. Unter dem Titel „3.0 – Perspektiven der neuen Generation deutscher Sinti“ stellte er die Lebenswirklichkeiten junger Sinti zwischen Ausschluss und Emanzipation dar – mit einem besonderen Fokus auf die Situation an den Schulen und Universitäten, aber auch im Bereich der politischen Erinnerungskultur. Sein Beitrag machte deutlich, dass die neue Generation deutscher Sinti einerseits erstmals Zugang zu Bildung, Wissenschaft und beruflicher Teilhabe hat, andererseits aber noch immer vor erheblichen Barrieren und Diskriminierung steht.

Der „Runde Tisch – SiRo 3.0“ versteht sich als dauerhafte Plattform demokratischer Mitgestaltung: Ein Raum, in dem Communities ihre eigenen Themen, Perspektiven und Expertise selbstbestimmt einbringen können.

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